Wie ich bewerte

Für alle, die meine Strecke abfahren wollen oder dem einen oder anderen Ort selbst einen Besucht abstatten möchten, habe ich hier meine Hotels, Motels und B&Bs einer - vollkommen objeksubjektiven - Bewertung unterzogen. Ich hoffe, das hilft Euch weiter.

Und wie kommst Du zu Deinen Bewertungen? Mag sich einer nun denken. Ganz einfach, entgegne ich, indem ich mir die mir wichtigsten Dinge heraussuche, auf die ich am meisten Wert lege, wenn ich irgendwo übernachte:

Die Lage

Lange laufen, um ins Zentrum zu kommen, will der Radreisende nicht. Aber was er auch nicht will ist, allzu lange vom Highway sich durch eine verstopfte Innenstadt zu kämpfen, um zum Schlafplatz zu kommen. Die Mischung machts, und dazu: Ruhe, Natur, Ausblick. Die Lage ist wichtig, fast überlebenswichtig - denn weder 1 Stunde nach vermeintlich geschaffter Etappe noch herumgurken macht Spaß, noch morgens 1 Stunde vor Beginn der eigentlichen Etappe im Stadtverkehr zu stecken.

Komfortabel oder nicht?

Hey, da dürfte es nun keine Fragen geben. Oder doch? Komfort - das bedeutet für einen Radreisenden unter Umständen noch mal was ganz anderes, als für einen Normaltouristen. Hierzu zählt alles, was es mir als verschwitzer Speedmaschinist leichter macht, meine ganzen Radreisebedürfnisse befriedigt zu wissen. Wie zum Beispiel, ob ich meine Klamotten waschen und ausreichend (schnell) trocknen kann.

Servicewüste oder Oase?

Aber natürlich, der Service muss stimmen. Schon allein, um Preise zu rechtfertigen. Wie freundlich werde ich begrüßt? Bin ich willkommen oder nur eine Buchungsnummer? Wenn ich Fragen habe, dann möchte ich, dass da jemand ist, der sich Mühe gibt, mir eine mehr als zufrieden stellende Antwort zu geben. Ich möchte, dass mir geholfen wird bis mein Problem gelöst ist. Aber auch die Sauberkeit, der Service und - mir am wichtigsten - das Frühstück zählen dazu.

Das Frühstück

Ich will ja nicht verfressen klingen, aber das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages - für Radfahrer sowieso. Gestärkt und mit Vitalstoffen gefüllt in eine Etappe zu gehen ist das A und O eines Morgens. Und was man da am wenisgten vertragen kann, ist pappig-altes Musli und dünnen Filterkaffee.

Der Home-Faktor

Na logisch ist der wichtig: Gerade wer auf seinem Gefährt allein durch - noch dazu menschenleere Gegenden wie Kanada - radelt, der sehnt sich abends oftmals nach einem Gespräch. Nach von anderen Menschen gesprochenen Worten. Und wenn es nur der interessierte Smalltalk mit einem Concierge ist - zum Wohlfühlen gehört auch die Kommunikation. So sind wir Menschen nun einmal. Also, wie gut schafft es dieser fremde Ort, zu meinem temporären Zushause zu werden? Schauen wir mal ...

Mögt Ihr Fahrräder?

Die zentrale Frage. Ich habe nämlich keine Lust, mein 5.000 € Rad in einem unabgeschlossenen Fahrradkeller abzustellen, zu dem auch die britische Reisegruppe mit ihren geliehenen MTBs Zugang hat. Nein, ich möchte es am liebsten neben mir wissen. Greifbare Nähe.

Darf das Rad mit aufs Zimmer? Werde ich schräg angeglotzt? Gibt es Diskussionen? Das alles sind Fragen, die mir die Antwort erleichtern, diese - wohl wichtigste - Bewertung abzugeben.

Teurer Spaß oder faires Angebot?

Zum Thema Preis muss ich nicht viel sagen - teuer ist nicht immer schlecht. Aber schlecht ist, wenn selbst preiswert nicht angemessen ist, weil der Service nicht stimmt. Ich bezahle gern Geld, aber ich muss auch das Gefühl haben, dafür eine angemessene Leistung zu bekommen.


"Quäl´ Dich, Du Sau!" gilt vielleicht bei der Tour de France, aber nicht bei der Übernachtung. Also, schaun mer mal ... und nun viel Spaß mit meinem ganz persönlichen Kanada-Gault Millot ...