Hotel, Motel oder B&B?

Eine knifflige Frage, oder? Alle 3 Arten, seine Nächte zu verbringen, haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.

Das Motel - budgetfreundlich aber das wars auch schon.

Budget-Reisende, wie wir Fahrradfahrer es oft sind, würden zunächst spontan zum Motel tendieren: Denn die sind von allen am unkompliziertesten. Man rollt mit dem Rad ebenerdig einfach vom Parkplatz bis ins Zimmer, zieht sich aus und fällt in die Badewanne. Fertig. Keine Foyers, keine zweifelnden Blicke ob des "dreckigen" Fahrrads. Einfach, unkompliziert & perfekt.

Perfekt vor allem auch für die Reisekasse. Aber Abstriche muss man auch machen - Motels verfügen über keine Restaurants. Das Carbo-Loading am Abend muss dann also außer Haus erfolgen. Und das kann schnell das die Ersparnis wieder vernichten. Noch viel gravierender aber ist der Fakt, dass es zudem fast nie Frühstück gibt.

Und wenn, dann "complimentary" - was nichts anderes heißt, als dass es liebloses Müsli, dünnen "Kaffee" und harte Bagels gibt. That´s it. Wenn überhaupt. Und dann ist es nicht gerade die beste Voraussetzung, mit einer Dose kalter Ravioli - wie es mir in Merritt passiert ist - in einen Tag mit harten Berg-Eroberungen zu starten.

Das Hotel - man gönnt sich ja sonst nichts

Also doch ab ins Hotel?

Hotels, ah, Hotels. Sie sind einfach großartig: Gepflegt, frisch, sauber. Ich liebe es, alles unter einem Dach zu haben, einen gewissen Standard garantiert zu wissen und - das Frühstück, das Früühstück! Schön aus einem Büfett auswählen, frisches Obst und Gemüse zu essen, warme Frühstückseier zu bekommen ... es ist ein Traum!

Purer Luxus wird es natürlich, wie mir in der unvergleichlichen Caribou Lodge in Banff widerfahren, wenn man gleich inhouse seinen eigenen Spa-Bereich hat und sich nach einer ausgiebigen Massage ein dickes Steak-House half-done braten zu lassen. Es ist großartig.

Aber auch diese Medaille hat zwei Seiten. Vom Preis einer Herberge mal abgesehen, ergibt sich oft das Problem mit dem Fahrrad. Meiner Erfahrung nach ist die "Nehmen Sie Ihr schickes Rad ruhig mit aufs Zimmer"-Quote bei rund um 50%. Soll heißen, selbst wenn man es mitnehmen kann, wird man schräg angeschaut oder muss sich zumindest einige Minuten mit dem Concierge diskutierend beschäftigen. Das nervt und muss nicht sein.

Aber ist die Waschküche - "Of course it´s safe!" - auch der sichere Platz, an dem man sein geliebtes Gefährt wissen möchte? Passiert ist mir bei solchen Auslagerungen noch nie etwas, aber ruhiger schlafen kann ich allemal, wenn ich meine Speedmachine neben mir weiß.

Bed & Breakfast - etwas für Billigtouris?

Bleibt - für mich zumindest eine Premiere - noch das Bed & Breakfast. Authentisch, ehrlich, persönlich. Für meinen Teil kann ich nur sagen, dass die B&Bs die Entdeckung dieser Tour waren!

So persönlich, so ehrlich und so offen. Kommunikativ, freundlich und über alle Maßen bereichernder für meine Tour, denn hier habe ich Leute getroffen, die mit mir reden wollten, die Kommunikation gesucht haben. In Motels oder Hotels wollen die Leute nur schlafen. Allein sein, mit sich. Geht mir auch so.

Im B&B will man sprechen. Und das gibt einem umso mehr, als dass man Reisende und die Betreiber selbst vor Ort hat - der eine oder andere Tipp, wertvolle Tipp, hat sich so für mich ergeben.

Und gut für die Reisekasse ist es allemal. Denn die Preise sind selten höher als das, was man im Motel hätte zahlen müssen. Mit dem Vorteil, dass man ein frisch zubereitetes Frühstück - ohne Büffet, sondern wirklich für einen selbst zubereitet - bekommt und dazu noch die angenehme Konversation mit den Betreiber pflegen kann. Herrlich.

Die Häuser sind individuell eingerichtet, Wohnhäuser eben, keine 08/15-Einheitsmöblierung, kein Standard-Essen und keine Routine-Abfertigung. So fühlt man sich meist sofort daheim und wohl.

Aber auch das B&B hat seine Kehrseite: So gibt es oft ein Gemeinschaftsbad - langes Wasserplantschen nach langer Bergetappe fällt damit aus. Und natürlich kann auch die Qualität des Frühstücks leiden. TV-Geräte auf den Zimmern und WLAN sind meist ebenfalls nicht vorhanden - dafür solch angenehme Dinge wie Kaminzimmer oder eine große Loggia.

Also, wo schlafen wir denn heute?

Meine Empfehlung ist, sich einen Mix zusammenzustellen. Denn so kann man genau die Stärken der drei den jeweiligen Etappen-Charakteristiken anpassen. Es wird Etappen geben, an deren Anschluss ein Ruhetag steht. Und wenn die besonders schwer ausfallen, sollte man sich überlegen, sich hier vielleicht den Rundum-Sorglos-Service eines Hotels zu gönnen.

Das Motel passt wiederum am besten dort, wo man eine gute (Restaurant-)Infrastruktur in der Nähe hat oder wo man nur kurz schlafen, sich nichts anschauen sondern schnell weiterfahren will. Es gibt solche Tage, da will man allein sein, will die Tür abschließen und einfach nur pennen. Motel - perfekt hierfür!

Und das B&B, das passt überall dort, wo Hotels zu teuer und Motels zu weit vom Stadtzentrum entfernt sind - wie bei mir in Vancouver oder in Seattle. Zudem, so meine ich zumindest, ist der B&B sowieso das für Radfahrer und Radreisende am besten geeignete Ort, um seine Nacht zu verbringen.

In jedem Fall aber lohnt es sich, vorab Preis, Ausstattung und Lage im Internet zu checken. Und da, da entdeckt man dann unter Umständen, dass das B&B kein Frühstück, das Motel dafür ein Restaurant und das Hotel keinerlei Annehmlichkeiten hat - so kanns nämlich auch kommen ...